Erinnerung als Auftrag
Am 5. Juli 2025 fand im kroatischen Valpovo, unweit der Stadt Osijek, eine bewegende Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Vertreibung und Verfolgung der deutschen Minderheit in Kroatien statt.
Gemeinsam mit Dr. Paul-Jürgen Porr, dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), nahm ich als Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen in Rumänien (ADJ) und Jugendkoordinator der AGDM an dieser Veranstaltung teil.
Es war ein Tag des Erinnerns, aber auch ein Tag, der neue Impulse für die Zukunft setzte.
Ein Ort, der Geschichte spricht
Die Zeremonie begann auf dem Städtischen Friedhof von Valpovo. Dort befindet sich eines der ersten Denkmäler für deutsche Zivilisten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in kroatischen Internierungslagern ums Leben kamen.
Die Gedenkstätte steht an einem Massengrab, in dem hunderte Zivilisten beigesetzt wurden, die in Lagern wie Krndija, Velika Pisanica und Valpovo durch Hunger, Krankheit und Zwangsarbeit ums Leben kamen.
Ein ökumenischer Gottesdienst in deutscher Sprache, zelebriert von Pfarrer Ivica Zrno (katholisch) und Dr. Samir Vrabec (evangelisch), setzte ein wichtiges Zeichen der Versöhnung. Der Chor „Alte Kameraden“ aus Osijek begleitete die Kranzniederlegungen von über 20 Delegationen.
Stimmen der Erinnerung – Mahnung für die Zukunft
Im Kulturzentrum „Matija Petar Katančić“ wurde die Veranstaltung fortgesetzt. Besonders bewegend war die Lesung von Antonija Mrkonjić, die Zeitzeugenberichte aus den Lagern vortrug.
Die Briefe der jungen Mira Knöbl vermittelten eindrücklich, was es bedeutete, als Kind in einem Internierungslager aufzuwachsen.
Musikalisch umrahmten die Chöre „Drei Rosen“ (Vukovar) und „Edelweiss“ (Sirač) das Programm.
Bernard Gaida, Sprecher der AGDM, sprach über das „dreifache Leid“: Vertreibung, Internierung und Identitätsverlust. Er erinnerte daran, dass vor 1945 mehr als 20 Millionen Deutsche östlich von Oder und Neiße lebten – heute ist es nur noch ein Bruchteil.
Kroatische Anerkennung und gelebte Erinnerungskultur
Die Veranstaltung wurde gemeinsam von vier Minderheitenorganisationen Kroatiens getragen:
- Deutsche Gemeinschaft – Landsmannschaft der Donauschwaben in Kroatien
- Gemeinschaft der Deutschen aus Zagreb
- Verein der Deutschen und Österreicher aus Vukovar
- Verein der Deutschen und Österreicher aus Sirač
Die Tatsache, dass in Valpovo die Namen der Opfer dokumentiert und öffentlich sichtbar sind, zeigt, wie weit Kroatien in der Aufarbeitung dieses Kapitels bereits gekommen ist.
Solch offene Formen des Gedenkens sind in der Region leider keine Selbstverständlichkeit. Umso wichtiger ist es, dass wir als Minderheiten solche Initiativen aktiv unterstützen.
Austausch mit politischen Entscheidungsträgern
Neben dem Gedenken fanden auch politische Gespräche statt – ein zentraler Aspekt meiner Rolle als Jugendkoordinator der AGDM.
Ich traf unter anderem:
- Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten
- Klaus-Peter Willsch, MdB und Vorsitzender der CDU/CSU-Arbeitsgruppe für Vertriebene und Minderheiten
Erinnern. Vernetzen. Gestalten.
Der Tag in Valpovo hat gezeigt: Gedenken ist kein Rückblick – es ist ein Blick nach vorn.
Es ist ein Auftrag an uns alle, besonders an die Jugend, Verantwortung zu übernehmen und Geschichte lebendig zu halten.
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen in Rumänien (ADJ) wird auch künftig junge Menschen darin bestärken, sich mit ihrer Herkunft, Sprache und Identität auseinanderzusetzen – als Brückenbauer einer europäischen Zukunft.









